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Stationenweg in Bern - Unter den Lauben auf den Spuren der Täufer

Zuerst entschuldigte sich die Kirche, dann die Politik bei den Täufern. Jetzt folgt ein weiterer Schritt in der Versöhnung: ein Stationenweg.

Eine «gerechte» Strassenkreuzung gilt es in der Berner Altstadt zu finden, wo vor 500 Jahren Anhänger der Täufergemeinschaft aufgrund ihres Glaubens und ihrer Überzeugungen öffentlich an den Pranger gestellt wurden. So lautet eine der Aufgaben auf dem frisch eröffneten Stationenweg zur Täufergeschichte – ein gemeinsames Projekt der Mennonitengemeinde Bern und der reformierten Kirchgemeinde Münster. Nach dem Prinzip von «Foxtrails» bringt der Spaziergang den Teilnehmern auf spielerische Weise die Geschichte der Täufer in Bern näher und will zudem dazu anregen, über Minderheiten, Migration und Gewalt in der heutigen Zeit nachzudenken.

Vertrieben und verfolgt

Denn die Täufer waren von all diesen Themen betroffen. Im frühen 16. Jahrhundert tolerierten weder der Staat noch die Kirche die damals als revolutionär geltenden Grundsätze der Täufer – wie die Forderung nach der Trennung von Kirche und Staat, die Praxis der Glaubens- statt der Kindestaufe sowie die Verweigerung des Kriegsdienstes. Deshalb setzte eine jahrhundertelange Verfolgung ein. Viele kamen ums Leben, viele flüchteten ins Ausland. Im 18. Jahrhundert entspannte sich das Verhältnis zwischen Staat und Täufern. Doch zur öffentlichen Versöhnung und Vergebung kam es in Bern erst in diesem Jahrhundert. Während dem 2007 im Emmental durchgeführten «Täufer­jahr» entschuldigte sich die reformierte Berner Landeskirche für das getane Unrecht an den Täufern. Die weltliche Obrigkeit liess sich noch etwas mehr Zeit: Erst 2017 bat Regierungsrat Christoph Neuhaus offiziell um Vergebung für die Verfolgungen und Vertreibungen durch die weltliche Obrigkeit.

Für den Historiker und Täuferspezialisten Hanspeter Jecker ist der Stationenweg zur Täufergeschichte ein weiterer Mosaikstein im langen gemeinsamen Weg der Versöhnung zwischen der Täufergemeinschaft, dem Staat und den Landeskirchen. «Dieses Projekt bringt die täuferischen Anliegen nun an die Öffentlichkeit», sagt Hanspeter Jecker. Endlich wür­den nun auch in Bern Gedenktafeln angebracht, die an das Schicksal der Täuferinnen und Täufer erinnern.

Quelle: reformiert.info, Nicola Mohle, 28. August 2018