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Diakonie: Vom Wissen um die letzten Dinge

Letzte-Hilfe-Kurse vermitteln Basiswissen zu Sterben, Tod und Trauer und stehen allen offen.

Anfang Mai hat auch die Landeskirche Graubünden den Weg freigemacht für die sogenannten Letzte-Hilfe-Kurse. Ab Juni wird das Projekt in der Pilotphase bis 2020 laufen. Vier Fachpersonen lassen sich in Zürich für die Kursleitung ausbilden. Weitere Kantonalkirchen zeigen Interesse an dem Projekt, das die Zürcher Landeskirche in die Schweiz gebracht hat.

Auf den Tod vorbereitet sein

Lanciert haben die Kurse die Pflegefachfrau Eva Niedermann von der Zürcher Abteilung für Kirchenentwicklung und Matthias Fischer, lang­jähriger Gemeindepfarrer und Beauftragter für Palliative Care bei der Zürcher Landeskirche. Das Tandem ist unterwegs, um, ähnlich dem Kon­zept der Erste-Hilfe-Kurse, Basiswissen zum Thema Sterben, Tod und Trauer zu vermitteln. Der vier- bis sechsstündige Kurs findet in Kirchgemeinden statt. Er richtet sich an Menschen, die sich mit Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzen und sich darauf vorbereiten möchten, Menschen im Sterben zu begleiten. Informiert wird über Möglichkeiten der Vorsorge, beispielsweise durch Patientenverfügungen. Gesprochen wird auch über körperliche, psychische, soziale und existenzielle Nöte Sterbender sowie das Abschiednehmen. Die Kurse sollen eine erste Orientierung geben, was beim Sterben passiert. Und es geht um die Frage, was die Angehörigen tun und an wen sie sich wenden können, um Hilfe zu erhalten. «Kein Spezialwissen wird vermittelt, sondern es geht um mitmenschliches Füreinanderdasein», sagt Pflegefachfrau Niedermann, die den Master of Advanced Studies in Palliative Care absolviert hat.

Pionierarbeit in der Schweiz

In der Schweiz ist die reformierte Kirche des Kantons Zürich Lizenznehmerin für die Kurse. Entwickelt hat das Angebot der deutsche Palliativmediziner Georg Bollig in Zusammenarbeit mit Andreas Heller, dem Lehrstuhlinhaber für Palliative Care in Wien. Besonders ist, dass der in Deutschland oder Österreich bereits etablierte Kurs in der Schweiz ausschliesslich von der reformierten Kirche angeboten wird. Die Kursleitung haben Fachpersonen aus der Pflege sowie der Seelsorge inne. Für die Teilnehmenden ist der Kurs kostenlos. Niedermann und Fischer sehen es als ihren Auftrag, das aktuelle Thema Palliative Care in die Kirchgemeinden zu bringen. «Wir wollten, dass sich die Kirche an diesem Thema aktiv beteiligt und dass die Palliative Care nicht ausschliesslich dem Gesundheitswesen überlassen wird», sagt Niedermann. Die Rückmeldungen der seit letztem August etwa 320 Kursteilnehmenden sind überwiegend positiv: «Wir erfahren hier eine offene Kirche», schrieb zum Beispiel ein Teilnehmer. Neben der Wissensvermittlung haben Gespräch und Austausch Platz. «Es geht darum, Menschen mithilfe der Kurse zu ermutigen und zu befähigen», sagt Fischer. Ganz im Geist der sorgenden Gemeinschaft am Lebensende sollen Teilnehmer des Kurses «das Thema Sterben acht­sam wahrnehmen» können.

Quelle: reformiert.info, 14. Juni 2018, Constanze Broelemann