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Internationaler Frauentag: Was bei der Gleichstellung noch zu tun bleibt

Sexuelle Gewalt, die Stellung der Frau in Armee und Kirche sowie Benachteiligung bei Steuern und im Beruf – an Themen rund um Gleichberechtigung hat es am Internationalen Frauentag in der Schweiz nicht gemangelt.

Innenminister Alain Berset erklärte im Kurznachrichtendienst Twitter, dass auch ein halbes Jahrhundert nach Einführung des Frauenstimmrechts die wahre Gleichstellung noch ein uneingelöstes Versprechen sei. Zum Internationalen Frauentag am 8. März freute sich der Bundesrat über Fortschritte und stellte zugleich fest, dass vieles noch zu tun bleibe. Gleicher Ansicht ist die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF). Zu den wichtigsten Punkten, die es anzupacken gelte, gehörten gleiche Teilhabe in Entscheidungspositionen, gleiche Löhne, eine Elternzeit als Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle Geschlechter sowie ein Leben frei von Sexismus, Gewalt und Rollenstereotypen, so die EKF. Die Gewerkschaft Unia will derweil Frauenberufe aufwerten und Angriffen auf Frauenrechte den Riegel vorschieben. Gerade die Corona-Krise treffe die Frauen hart, schrieb die Unia anlässlich des Internationalen Frauentags. Sie stünden in essentiellen Berufen an vorderster Front und leisteten den Grossteil der unbezahlten Arbeit zu Hause. Die Gewerkschaft kündigte weitere Aktionen für das laufende Jahr an. 30 Jahre nach dem ersten Frauenstreik und zwei Jahre nach dem grossen Frauenstreik von 2019 werde die Unia auch dieses Jahr am 14. Juni wieder auf der Strasse gehen, dieses Mal Corona-konform.

Gegen sexuelle Gewalt

Anlässlich des Frauentags riefen ausserdem zehn von sexueller Gewalt betroffene Frauen aus der Deutschschweiz und der Romandie zu einer Reform des Sexualstrafrechts auf. Sie wollen gemäss Mitteilung den Bundesrat und das Parlament davon überzeugen, dass Sex ohne Zustimmung künftig gesetzlich als Vergewaltigung gelten soll. Um ihrem Anliegen mehr Gehör zu verschaffen, gründeten die Frauen eine Gruppe, in der sich Betroffene von sexueller Gewalt engagieren. Unterstützt werden sie dabei von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. In der Schweiz befindet sich derzeit eine Revision des Sexualstrafrechts in der Vernehmlassung. Der Entwurf der Bundesverwaltung sieht allerdings vor, nicht-einvernehmlichen Geschlechtsverkehr bloss als «sexuellen Übergriff» und nicht als «Vergewaltigung» zu ahnden.

Frauen finanziell besserstellen

Um den Frauenanteil in der Armee zu erhöhen, lancierte Verteidigungsministerin Viola Amherd eine Offensive, unter anderem mit der Schaffung einer Dienststelle für Frauen. Die Stelle soll die Frauenförderung koordinieren und als Anlaufstelle für Fragen der Gleichstellung dienen, teilte das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) mit. Auch finanziell sollen Frauen besser dastehen, wenn es nach einer Volksinitiative geht, die verlangt, dass Frauen und Männer unabhängig von ihrem Zivilstand besteuert werden. Die Initiative wurde am 8. März von einem überparteilichen Initiativkomitee lanciert. Die Individualbesteuerung ist aus Sicht der Initiantinnen am fairsten. Sie werde den verschiedenen partnerschaftlichen Lebensmodellen steuerlich gerecht und fördere damit die Gleichstellung.

Predigtaktion am Nationalfeiertag

Mit der Aktion «Helvetia predigt!» sollen Frauen auch in der Kirche sichtbarer werden. Im Interesse der Geschlechtergerechtigkeit rufen mehrere kirchliche Frauenorganisationen römisch-katholische Pfarreien und evangelisch-reformierte Kirchgemeinden dazu auf, Predigten von Frauen am 1. August zuzulassen. Frauen sollen an diesem Tag dort Präsenz zeigen, wo sonst überwiegend Männer stünden. Auch auf internationaler Ebene setzte sich die Schweiz für Frauenrechte ein. Eine kostenlose App rund um das Thema Geschlechtergleichstellung wurde vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bei der Uno in New York neu lanciert. Die kostenlose App ermöglicht einen schnellen und einfachen Zugang zu allen relevanten Uno-Rechtstexten in diesem Zusammenhang.

Quelle: www.ref.ch, 8. März 2021