Gottfried Spieth ist seit 2017 reformierter Pfarrer im thurgauischen Diessenhofen und seit Jahren Mitglied der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD). Wie die «Thurgauer Zeitung» nun berichtet, ist Spieth im Juni 2024 in das Stadtparlament von Frankfurt an der Oder gewählt worden, im vergangenen Juni hat er sein Amt offiziell angetreten. Im brandenburgischen Städtchen an der Grenze zu Polen hat Spieth seinen zweiten Wohnsitz. Die AfD ist dort mit 13 von 46 Sitzen die stärkste Kraft im Parlament. Der Pfarrer hat den Sprung ins Parlament mit 420 Stimmen geschafft – dem schlechtesten Wahlergebnis der AfD-Kandidatinnen und -Kandidaten.
Sich als Pfarrer für eine rechtsgerichtete Partei zu engagieren, ist für den 64-jährigen Spieth angeblich kein Problem. «Das ist eine Privatsache», lässt sich Spieth in der «Thurgauer Zeitung» zitieren. Auch andere Pfarrer hätten politische Ämter. «Mit Rechtsextremen habe ich nichts am Hut», sagt Spieth. Zu Migranten habe er gar ein gutes Verhältnis. Nicht erfreut über Spieths Engagement für die AfD ist die Diessenhofer Kirchenpräsidentin Jael Mascherin. «Wir stehen gar nicht dahinter», sagt sie gegenüber der «Thurgauer Zeitung». Die AfD werde in Deutschland als teils rechtsextrem und antisemistisch eingestuft. «Das sind keine Werte, welche die Kirche vertritt.» Spieths Vorgehen sei jedoch nicht verboten, wird Mascherin zitiert. Der Kirchenvorsteherschaft seien Hände gebunden. Spieth sei zudem ein guter Pfarrer. «Wir schätzen ihn, denn auf der Kanzel predigt er keine politischen Haltungen.»
Auch die Präsidentin der Thurgauer Landeskirche, Christina Aus der Au, wird in dem Artikel zitiert. «Wir schliessen niemanden aus, solange jemand nicht AfD-Parolen predigt», sagt sie. Persönlich finde sie allerdings, dass das Pfarrerdasein schwierig mit einem politischen Amt in der AfD zu vereinbaren sei. In Gesprächen mit allen Beteiligten habe man inzwischen eine gütliche Lösung gefunden, heisst es weiter. Laut Mascherin wird Spieth bereits im Dezember pensioniert, zwei Monate früher als geplant. Das habe man ihm so nahegelegt.
Quelle: www.ref.ch, 7. Juli 2025