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Katholische Kirche Schweiz: Bischofskonferenz will Online-Register einführen

Ein nationales Register für Priester soll auch Pfarreien ermöglichen, Informationen einzuholen. Mangelnde Kommunikation war ein Kritikpunkt in der Pilotstudie zum Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz.

Die vorerst letzten «Bad News» für die katholische Kirche in der Schweiz hat es im Juni gegeben. Eine Untersuchung legte dar, dass im Walliser Kloster Saint-Maurice zwischen 1960 und 2024 sexuelle Übergriffe stattgefunden haben: Es waren 67 Fälle. Die Mehrheit der Übergriffe hat sich laut dem Bericht zwischen 1990 und 2024 ereignet. Die Forschenden gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus. In der Folge trat der Abt des Klosters zurück. Die Untersuchung zeigte auch, dass im Kloster ein Priester einen Neuanfang vollziehen konnte, der in Deutschland und Österreich wegen Betrugs und Pädophilie negativ aufgefallen und mehrfach versetzt worden war. Wie die «Neue Zürcher Zeitung» schrieb, wurde der Walliser Abt vor dem Priester gewarnt. Dessen ehemaliger Vorgesetzter beschrieb ihn demnach als «pathologischen Lügner mit einer Affinität zu minderjährigen Mädchen». Auch in Saint-Maurice sei er negativ aufgefallen. Als sich der Priester Jahre später für eine Pfarreistelle im Kanton Bern bewarb, soll die Abtei auf Nachfrage der Pfarrei nichts über die Vorwürfe gesagt haben.

Das soll nicht wieder geschehen, wenn es nach dem Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) Charles Morerod geht. Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg stellt in Aussicht, dass ein Priester-Register eingeführt wird. Es wird online abrufbar sein und Pfarreien, Klöster und Diözesen sollen dort selbständig Informationen über Priester einholen können. Das sagt Morerod in einem aktuellen Interview in der NZZ. Der SBK-Präsident sagt, das Register orientiere sich an einem digitalen System, das in Frankreich in Gebrauch ist: «Priester erhalten dort einen Ausweis mit QR-Code. So kann jede Pfarrei per Smartphone prüfen, ob Vorwürfe oder Einschränkungen vorliegen.» Derzeit werde das System in seiner Diözese eingeführt und Morerod setze sich in der SBK dafür ein, dass es zu einem nationalen Register ausgeweitet werde.

In der Pilotstudie der Universität Zürich zum Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz hiess es 2023: «Kirchliche Verantwortungsträger versetzten beschuldigte oder überführte Kleriker systematisch, auch ins Ausland, um eine weltliche Strafverfolgung zu vermeiden und einen weiteren Einsatz der Kleriker zu ermöglichen.» Der Churer Bischof Joseph Bonnemain sagte damals, eine Kultur des Schweigens habe zur Vertuschung der Straftaten beigetragen.

Quelle: www.ref.ch, 17. Juli 2025