headerbild
Logo RefBeJuSo

Thuner Reformierte: Kirchgemeinde Thun-Stadt sagt als Erste Ja

Die Kirchgemeinde Stadt bekennt sich als Erste dazu, die Reformierten Thuns vereinen zu wollen. 31 Stimmberechtigte beschlossen dies einhellig.

Von einem «Kardinalstraktandum» sprach Versammlungsleiter Jon Keller einleitend an der ausserordentlichen Versammlung der Kirchgemeinde (KG) Thun Stadt. 31 Stimmberechtigte, die 0,4 Prozent der Gesamtzahl von 7620 repräsentierten, fanden sich am Montag, 13. Februar, im Kirchgemeindehaus Frutigenstrasse ein, um als Erste zu entscheiden, ob sie den Weg zur Bildung nur noch einer Kirchgemeinde für ganz Thun einschlagen wollen.

Ist «Überleben» bedroht?


Thomas Straubhaar, der jetzt Vizepräsident des Kleinen Kirchenrats ist und einst zusammen mit weiteren Mitgliedern im Kirchenparlament den Anstoss gab für den Vereinigungsprozess, stellte zuerst die Vorzüge davon vor. Mit der geplanten Vereinfachung kirchlicher Strukturen würden «Geld und Geist vereint», erklärte Straubhaar. In der Einheit könne die Reformierte Kirche Thuns auch besser auf die Herausforderung der Zeit reagieren, meinte der Kirchenrat und prophezeite: «Die eine oder andere Kirchgemeinde wird wohl nicht überleben, wenn das Projekt scheitert.» Der Berner Rechtsanwalt und Kirchenrechtler Ueli Friedrich erläuterte weiter noch «das staatsrechtliche Gewand» für den Vereinigungsprozess und betonte, dass der Kanton das letzte Wort dazu haben werde. In der danach folgenden Diskussion wurde zuerst die Frage gestellt, seit wann die komplizierte Struktur mit einer Gesamtkirchgemeinde (GKG), die die Hoheit über Steuern und Immobilien hat, und fünf Teilkirchgemeinden, die das Kirchenleben zu organisieren haben, in Thun existiere. «2017 haben wird das 50-Jahr-Jubiläum der GKG gefeiert», verkündete als Antwort darauf der vormalige Stadtarchivar Jon Keller.

Genna betont Sonderfall

Weiter ergriff der frühere Thuner Regierungsstatthalter Anton Genna das Wort. Er sei froh darüber, dass der Vereinigungsprozess eingeleitet werde, meinte Genna, der nach seiner Pensionierung in einer Berner Kirchgemeinde als Sonderverwalter gewirkt hat, so wie das nun sein ehemaliger Berner Amtskollege Christoph Lerch in Thun tut im Fall der seit Anfang Jahr ratlosen Kirchgemeinde Strättligen. Genna plädierte für möglichst offenes Vorgehen bei der Vereinigung und wies auf den Sonderfall der Paroisse française hin als «Bekenntniskirche», die über die Stadtgrenze hinaus gehe. Auf die Frage, was passiere, wenn eine Kirchgemeinde gar nicht erst einsteigen wolle in den Vereinigungsprozess, musste Thomas Straubhaar eingestehen, dass der Kleine Kirchenrat dann über dessen Fortführung entscheiden müsse. «Die GKG hat eine Veränderung nötig», betonte Adolf Keller, der neu Mitglied des Kirchenparlaments (Grosser Kirchenrat) ist, und rief für ein Ja zur Einleitung des kirchlichen Vereinigungsprozesses auf. Dem folgten die 31 Stimmberechtigten aus der Stadt einhellig. «Der gute Wille ist da, aber es ist noch ein weiter Weg zu gehen», sagte zum Schluss Versammlungsleiter Jon Keller und verwies auf ein Lied von Freddy Quinn, der dies 1960 thematisierte.

Fahrplan «sportlich angelegt»

Der Fahrplan zur Bildung nur noch einer Kirchgemeinde in Thun bis 2027 wurde vom Kleinen Kirchenrat, der die Vorlage ausgearbeitet hat, «sportlich angelegt», wie Thomas Straubhaar erklärte. Bis Ende März haben alle fünf Teilkirchgemeinden zu entscheiden, ob sie dabei mitmachen wollen. Als Nächstes entscheidet am 5. März Goldiwil, das mit Schwendibach eine Kirchgemeinde bildet. Darauf folgen am 14. März Lerchenfeld und am 19. März die Paroisse française. Zum Schluss steht am 22. März noch der Entscheid von Strättligen an.

Im März fallen die weiteren Entscheide

In der Kirchgemeinde, die derzeit selber keinen Kirchgemeinderat hat und sich unlängst gegen den Willen der Kirchenexekutive für den Behalt der Johanneskirche einsetzte, wurden bereits Stimmen laut für eine Verselbstständigung, statt einzutreten ins Vereinigungsprojekt, das falsch aufgegleist sei, wie es hiess. Sind die Grundsatzentscheide gefällt, soll das Kirchenparlament bis im Sommer die erforderlichen Gelder zur Fortführung sprechen sowie den Steuerungsausschuss und eine Projektleitung dafür einsetzen.

Quelle: Thuner Tagblatt, 15.02.2023, Andreas Tschopp