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Steffisburg: «Der Glaube muss seine Chance erhalten»

Am Weissen Sonntag wurde in der Dorfkirche Steffisburg die Emmentalerin Carmen Stalder ins Pfarramt eingesetzt, das sie seit Anfang Monat ausübt.

«Glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben»: Dieser Bibelvers aus dem Evangelium des Johannes (20, 29) stand im Mittelpunkt der Amtseinsetzungsfeier für Carmen Stalder als neue Pfarrerin in Steffisburg, die in der Dorfkirche stattfand, am Sonntag nach Ostern. Laut der Überlieferung ist der wiederauferstandene Jesus damals den Jüngern erschienen. Doch einer von ihnen wollte das nicht so recht glauben, ohne seine Wunden zu berühren. Dass man nur glauben wolle, was mit den Händen berührt oder den Augen gesehen werde, sei doch «ein prima Einstieg» für ihn als Lehrpfarrer, sagte Matthias Zehnder.

Redlichkeit Predigtthema

Beim Pfarrer von Wasen im Emmental hat Carmen Stalder ihr Vikariat absolviert, bevor sie nach Abschluss ihres Studiums dann Ende November 2021 als Pfarrerin nach Steffisburg gewählt wurde, wo sie ihre 50-Prozent-Stelle im Kreis Dorf nun Anfang April antrat. Glaube könne nicht mit Wissen gleichgesetzt werden, betonte der Ausbildungspfarrer in der Predigt an der Installationsfeier. Doch Pfarrer zu sein, gehe über das eigene Wissen hinaus, sagte Zehnder zu Carmen Stalder. Er hob deren «theologische Redlichkeit» hervor, betonte aber, dass es auch auszuhalten gelte, «worauf es keine Antwort gibt». Denn der Glaube müsse «seine Chance erhalten», meinte Matthias Zehnder. Er schloss seine Ausführungen mit der Bemerkung: «Habe Angst vor dem, der sagt, er habe keine Zweifel.»

«Carmen, es fägt mit dir»

Nach der Einsetzungszeremonie und Einsegnung, die die Gläubigen in der gut besetzten Kirche mitbesangen, hiess Kirchgemeinderatspräsidentin Barbara Anken Schweizer die neue Pfarrerin in Steffisburg willkommen. Bei diversen Neubesetzungen in jüngster Zeit habe man erst Mühen befürchtet, eine passende Person zu finden angesichts einer «bescheidenen Kandidatenauswahl», so Barbara Anken Schweizer. Doch letztlich «haben wir jemanden gefunden, der gut zu uns passt», erklärte die Ratspräsidentin zur neuen Pfarrerin. «Carmen, es fägt mit dir», betonte Amtskollegin Renate Zürcher nach den Osterfeierlichkeiten, die sie gemeinsam leiteten. Nach der Entgegennahme von Blumen und Geschenken wie Kaffee aus einer Steffisburger Rösterei wandte sich die frisch installierte Pfarrerin selber an die Gottesdienstbesucher. «Ich bin im richtigen Beruf gelandet nach Umwegen», sagt Carmen Stalder, die ihre erste Stelle antrat. Sie pendelt zur kirchlichen Arbeit in Steffisburg von Langnau her, wo die Familie mit zwei Buben wohnt. Peter Anderhalden (Piano) und Simon Vögeli (Saxofon) begleiteten die Feier mit Musik.

Quelle: Thuner Tagblatt, 25.04.2022, Andreas Tschopp