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Sigriswil: Pfarrer Leuenberger zog vom kleinen an den grossen See um

Martin Leuenberger wird am 8. Mai als neuer Pfarrer von Merligen in der Kirche Sigriswil installiert. Er wirkte zuvor in Amsoldingen und engagierte sich als Standesvertreter.

«Bhüet euch Gott» steht zu lesen in alter Frakturschrift auf einer Holztafel. Flankiert wird der Spruch von einer Friedenstaube auf der einen und einer Abbildung der Kirche Amsoldingen auf der anderen Seite. «Das ist das Abschiedsgeschenk der Kirchgemeinde», erklärt Martin Leuenberger zur Holztafel über dem Eingang am Bühlweg 4. Dort steht das Pfarrhaus von Merligen bei der markanten Kirche aus Natursteinen, die 1936/37 im Thunerseedorf erbaut wurde und die neue Wirkungsstätte bildet für den bald 53-jährigen reformierten Pfarrer.
«Ich möchte mit Schwung nochmals in einen neuen Lebensabschnitt eintreten», sagt Martin Leuenberger zu seinem Stellenwechsel, der bereits Anfang 2022 erfolgte. Am Neujahrstag hielt Leuenberger seinen ersten Gottesdienst in der Kirche Merligen. Offiziell eingesetzt wird er nun am Sonntag, 8. Mai, ins neue Amt.

Die Amtseinführung erfolgt in Sigriswil

Es sei nie sein Ziel gewesen, in Amsoldingen pensioniert zu werden, erklärt er rückblickend auf seine 20-jährige Tätigkeit in der über 1000-jährigen Kirche. Martin Leuenberger teilte sich die Vollstelle dort mit seiner Ehefrau Eva. Am neuen Ort ist das nicht mehr so. Eva Leuenberger ist schwerpunktmässig nun in der Heim- und Klinikseelsorge auswärts tätig und engagiert sich daneben freiwillig in der örtlichen Kirchgemeinde.

Im Führungsstab Sigriswil

Das ist die Kirchgemeinde Sigriswil, die Martin Leuenberger im Juni 2021 wählte. Er teilt sich dort die Aufgaben mit Amtskollege Christoph Bühler, der in Sigriswil ansässig ist. Die beiden halten wechselseitig Gottesdienste ab. Während Bühler sich um die kirchliche Unterweisung kümmert, betreut Leuenberger die fünf Heime in der Gemeinde mit vielen Dörfern. Zehn Prozent seiner 90-Prozent-Anstellung seien dafür reserviert, sagt Leuenberger. Er fühlt sich gut aufgenommen am neuen Ort, wo er auch Einsitz nimmt im Gemeindeführungsstab. «Von Amtes wegen», betont Leuenberger, der 20 Jahre in der Armeeseelsorge tätig war, sich in der Erwachsenenbildung weitergebildet hat und auch Ausbildungspfarrer ist. Neben dem Pfarramt engagierte sich Martin Leuenberger die vergangenen zehn Jahre vorab im Evangelisch-reformierten Pfarrverein Bern-Jura-Solothurn, den er ab 2018 präsidierte. «Ich bin an sich kein Politiker», merkt er an zu seinem Engagement in der Standesorganisation. Neben Aus- und Weiterbildung sei ihm der Austausch zur beruflichen Situation der Pfarrpersonen wichtig gewesen, betont Leuenberger. «Über Networking habe ich eine gute Gesprächskultur erreicht», zieht der scheidende Vereinspräsident Bilanz.

Alphornspiel als Hobby

Dass dieses Kapitel nun kurz nach dem Stellenwechsel endet, «geht gut auf für uns», sagt Martin Leuenberger. Er hat mit seiner Frau das Pfarrhaus in Merligen mit Aussicht auf den Thunersee bezogen. Da wohnen auch noch zwei der drei erwachsenen Kinder des Pfarrerehepaars. «Wir inspirieren uns weiter gegenseitig», sagt Leuenberger, der die neue Rollenteilung schätzt. Die gewonnene Freizeit will er für seine Hobbys nutzen. Das sind Velofahren, Geschichte und Musik, die er gern in Gottesdienste integriert. Zudem wirkt Martin Leuenberger mit in einem Alphornensemble, das er mit weiteren Pfarrern gegründet hat. Er habe gern in der historischen Kirche Amsoldingen geübt und nun auch in Merligen einen Trainingskameraden gefunden, erklärt der musikalische Pfarrer. Vorgesehen ist ein Auftritt des Ensembles bei der konstituierenden Sitzung der Synode.

Die Amtseinführung des neuen Pfarrers von Merligen findet am Sonntag, 8. Mai, ab 9.45 Uhr, in der Kirche in Sigriswil statt. Die Installationsfeier leitet Pfarrer Markus Tschanz aus Lauterbrunnen. Tschanz war während seiner Ausbildung der erste Praktikant bei Martin Leuenberger in Amsoldingen. Dieser installierte Tschanz später als Pfarrer in Lauterbrunnen und gewährt ihm nun Gegenrecht. Christoph Rehli an der Orgel begleitet mit dem Sigriswiler Kirchenchor die Feier. Danach tritt noch der Musikverein Ringoldswil auf.

Quelle: Thuner Tagblatt, 06.05.2022, Andreas Tschopp