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Kommentar zu No-Billag: «Die Initiative schwächt die Solidarität»

Ein Ja des Stimmvolks am 4. März würde das Ende für Sendungen wie die «Sternstunden» oder das «Wort zum Sonntag» bedeuten. Das allein sollte aber nicht der Grund sein, warum die Kirchen die No-Billag-Initiative ablehnen sollten, schreibt Pascale Huber, Geschäftsführerin der Reformierten Medien, in ihrem Kommentar.

Das Jahr 2017 war für die Reformierten äusserst öffentlichkeitswirksam: Dank des Reformationsjubiläums setzten sich die Medien vertieft mit Kirche, Theologie und den gesellschaftlichen Umbrüchen vor 500 Jahren auseinander. Sie publizierten seitenlange Interviews mit Kirchenhistorikern, rezensierten Bücher oder berichteten in Ton und Bild über die Veranstaltungen, die anlässlich des Jubiläums organisiert wurden. Doch so erfreulich dieses Echo auch ist: Es bleibt wohl eine Ausnahme. Fehlt der konkrete Anlass, ist das Interesse der weltlichen Medien an Religion und Kirche eher gering. Hinzu kommt die Krise der Printmedien, die sich in nächster Zeit kaum entschärfen wird. Viel wahrscheinlicher sind weitere Sparmassnahmen, unter denen die vertiefte Berichterstattung über Kultur, Ethik und Theologie leiden wird. Vor diesem Hintergrund wäre die Annahme der No-Billag-Initiative, über die am 4. März abgestimmt wird, fatal. Sendungen wie die «Sternstunden», das «Wort zum Sonntag» oder die Radiopredigten wären passé. Denn Privatsender, die nach einer reinen Marktlogik funktionieren, werden solche Formate nicht produzieren – es rentiert für sie schlichtweg nicht.

Wichtig für eine funktionierende Demokratie

Die Bewahrung der «eigenen» Inhalte sollte für die Kirchen aber nicht das einzige Motiv sein, die No-Billag-Initiative abzulehnen. Vielmehr leistet die SRG auch einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren der Demokratie und zur Stärkung von Gemeinsinn. Die SRG ist per Gesetz dazu verpflichtet, den Austausch zwischen den Kulturen und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen zu fördern. Sie muss ausgewogen und fair nicht nur über Einzelereignisse, sondern auch über Zusammenhänge berichten, was in Zeiten von «fake news» und leicht verdaulichen Informationshäppchen in den Sozialen Medien zunehmend wichtig wird. Und sie stellt sicher, dass auch Minderheiten wie etwa hör- und sehbehinderte Menschen am Radio- und Fernsehprogramm teilhaben können.

Solidarität als Basis


Allein schon das letzte Beispiel zeigt auf, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf Solidarität basiert. Man muss nicht selbst die Untertitel bei der «Tagesschau» benötigen, um gut zu finden, dass es sie gibt. Man muss auch nicht selbst den «Samschtig-Jass» schauen oder die Ländler-Sendung hören, um anzuerkennen, dass andere damit ein Gefühl von Heimat verbinden. Gerade den Kirchen sollte daran gelegen sein, dass dieser Gedanke der Solidarität in der Gesellschaft nicht geschwächt wird.

Pascale Huber ist Geschäftsführerin der Reformierten Medien. Diese verantworten mit dem Schweizer Radio und Fernsehen SRF Gottesdienstübertragungen sowie die Sendung «Wort zum Sonntag» auf SRF 1 und die Radiopredigten auf SRF 2 Kultur und SRF Musikwelle. Finanziell sind sie von der SRG unabhängig.

Quelle: www.ref.ch, 26. Januar 2018, Pascale Huber