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Steffisburg: Kelche aus dem Archiv der Kirchgemeinde sind Hauptattraktion der Art Container

Vital Frey hat im Archiv der Reformierten Kirchgemeinde alte Kelche aufgestöbert. Diese sind Hauptgegenstand einer Schnitzeljagd durch die Kunstcontainer. Die Art Container Steffisburg findet vom 5. Mai bis zum 23. Juni statt.

«Wir haben den Heiligen Gral von Steffisburg gefunden», scherzt Vital Frey und lacht. Obwohl, ein Scherz ist die Aussage des Musikers und Kulturbeauftragten der Reformierten Kirchgemeinde Steffisburg nur bedingt – was er im Archiv der Kirchgemeinde aufgespürt hat, ist durchaus kein alltäglicher Fund.

Schnitzeljagd durch Container


Doch von vorn: Im Rahmen der Art Container Steffisburg 2018 kreierte Vital Frey für die Reformierte Kirchgemeinde einen Ausstellungsrundgang als Schnitzeljagd, der Familien an die Ausstellung locken und Eltern einladen soll, die Container gemeinsam mit ihren Kindern zu entdecken. Dabei müssen versteckte Hinweise gefunden und Rätsel gelöst werden. Vorbild für den Trail sind die sogenannten Foxtrails, Schnitzeljagden durch verschiedene Städte der Schweiz, darunter auch Thun. «Für ein solches Projekt braucht es eine Story, eine Rahmengeschichte. Nur so kann man das Interesse des Publikums gewinnen», erklärt Frey. Er habe dafür nach einer Geschichte aus Steffisburg gesucht, mit der sich die Bürgerinnen und Bürger identifizieren könnten.

Glücklicherweise hat Frey einen grossen Kenner der lokalen Geschichte im nächsten Familienkreis: seinen Vater Peter E. Frey, der für die Steffisburger Burgergemeinde deren Magazin «Burgerspiegel» erstellt und im Rahmen der Art Container Steffisburg einen Vortrag über verschiedene Aspekte der Dorfgeschichte halten wird. Peter Frey hat seinen Sohn darauf aufmerksam gemacht, dass es im Archiv der Kirchgemeinde alte Kelche geben müsse. Daraufhin stiess Vital Frey dort auf drei Silber­kelche samt Wappen, auf dem neben der Jahrzahl – zweimal 1594, einmal 1633 – auch eine Burg abgebildet ist – vermutlich jene Burg, die dem Dorf seinen Namen gibt, deren Ursprung aber ungeklärt ist.

Der Wert der Fundstücke wurde durch Martin Kiener, Spezialist für Gold- und Silberantiquitäten in Zürich, ermittelt. Dieser habe überrascht auf den Steffisburger Fund reagiert – hat er doch selber vor 20 Jahren für 40'000 Franken einen gleichen Silberkelch mit Steffisburger Wappen an einer Kunstauktion ersteigert. Kiener schenkte der Kirchgemeinde die Renovation der Kelche, die über die Jahre schwarz angelaufen waren. Laut Kiener seien sie das wohl wertvollste Kulturgut, das Steffisburg zu bieten habe.

Verlorene Container

Die drei Behälter, die während der Container-Ausstellung bei der BEKB-Filiale in Steffisburg ausgestellt sein werden, bilden den roten Faden der Geschichte, die Familien und alle Interessierten auf dem Container Trail verfolgen können. «Die Kelche sind ebenfalls Container – das Wort bedeutet ja nichts anderes als Behälter – und es sind kunstvolle Behälter, also quasi Art Container», erklärt Frey mit einem Schmunzeln. Es gehe beim Trail darum, mehrere verlorene Container wiederzufinden. Mindestens sieben Ausstellungscontainer müssen besucht werden, um zur Lösung zu gelangen. In den Containern sind etwa Zahlen versteckt, die für einen Code benötigt werden. Unterwegs treffen die Suchenden auf Geschichten und Personen aus dem alten Steffisburg, darunter den alten Nachtwächter des ­Dorfes. Was mit den drei Steffisburger Kelchen nach Ende der Ausstellung geschieht, ist noch unklar. «Ich würde die Kelche gerne der Öffentlichkeit zugänglich machen», sagt Frey. Auch den Wert der Kelche kann die Kirchgemeinde momentan nicht kommunizieren, solange die Herkunft und Geschichte der Kelche nicht abschliessend geklärt ist.

Auch ein Hauptsponsor

Die Kirchgemeinde und das OK der Art Container Steffisburg arbeiten auf verschiedenen Ebenen zusammen – neben dem Trail entstand auch eine Kooperation zwischen der offenen Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde sowie der Jugendarbeit der Kirchgemeinde – sie werden einen «Young Art»-Container betreiben. Zudem stellt die Kirchgemeinde den Platz für einen der 15 Container zur ­Verfügung und agiert als einer der Hauptsponsoren der Ausstellung.

Die Art Container Steffisburg findet vom 5. Mai bis zum 23. Juni statt. Der Container Trail der Re­formierten Kirchgemeinde kann nur während der Öffnungszeiten der Ausstellung begangen werden (Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa 10–20 Uhr, So 10–18 Uhr). Er dauert ungefähr 2 Stunden, kann beliebig unter­brochen und wieder aufgenommen werden und ist kostenlos.

www.containertrail.ch

Quelle: Thuner Tagblatt, 21.04.2018, Janine Zürcher