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Religion ist für die Hälfte der Schweizer identitätsstiftend

Die Familie, der Freundeskreis und der Zivilstand sind für die soziale Identität von Schweizerinnen und Schweizern am wichtigsten. Rund 50 Prozent der Bevölkerung räumt aber auch der Religion einen zentralen Stellenwert ein. Dies ergab eine Umfrage der Universität Luzern.

In der Schweiz bewerten 13 Prozent der Bevölkerung Religion als «äusserst wichtig» für ihre soziale Identität, 20 Prozent als «wichtig» und 17 Prozent als «eher wichtig», wie die Universität Luzern in einer Mitteilung vom 11. Dezember schreibt. Für 15 Prozent der Befragten ist Religion «völlig unwichtig», je 17 Prozent bewerten sie als «unwichtig» und «eher unwichtig». In der Studie befragte die Universität 3000 Schweizerinnen und Schweizer. Religion sei damit eine wichtige, aber nicht die wichtigste soziale Identität, kommen die Forscher zum Schluss. Soziale Identitäten seien bestimmte Merkmale oder Gruppen, mit denen Menschen sich identifizieren. Als wichtigste soziale Identität werde von über 80 Prozent der Befragten die Familie angegeben. Dahinter folge der Freundes- und Bekanntenkreis (70 Prozent). Religion folgt gemäss Studie auf Rang 12 im Mittelfeld, noch vor der Herkunftsregion oder der Sprachzugehörigkeit. Religiöse Identitäten seien mitunter Anlass von Diskriminierung. Das Ausmass erfahrener religiöser Diskriminierung sei jedoch in der Schweiz insgesamt moderat, wobei sie vor allem von Mitgliedern von Freikirchen (selten oder öfter: 69 Prozent) und von Muslimen (56 Prozent) erfahren werde.

Religion trennt und verbindet

Religion könne trennen, aber auch verbinden, heisst es weiter. Gesamtgesellschaftlich wirke Religion strukturierend für unterschiedliche Typen sozialer Identität. Mittels Religion, die als soziale Identität diene, werden soziale Distanz hergestellt und Ausgrenzungen vorgenommen. So ziehe gut ein Viertel der Christen eine Heirat mit Nicht-Christen nicht in Betracht. Für rund 40 Prozent der Muslime scheiden Nicht-Muslime als Heiratspartner aus. Religion trenne aber nicht nur, vielmehr fördere sie auch den Zusammenhalt der Gesellschaft. Religiöse soziale Identitäten steigern demnach das ehrenamtliche Engagement. Dieses fördere den Kontakt zwischen Menschen, die sich sonst im Alltag nicht begegnen würden. Wem seine religiöse Identität wichtig sei, der halte zudem den interreligiösen Dialog für wichtig. Die Befürwortung dieses Dialogs sei unter religiösen Minderheiten und insbesondere unter den muslimischen Befragten am stärksten.

Forschung auch in Deutschland

Die Umfrage ist Teil eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten deutsch-schweizerischen Forschungsprojekts. Dabei wollen die Forschenden analysieren, welchen Einfluss soziale und insbesondere religiöse Identitäten auf Integrations- und Konfliktpotentiale in Deutschland und der Schweiz haben. Die Studie wird von Forschenden der Universitäten Luzern und Leipzig durchgeführt.

Quelle: www.ref.ch, 11. Dezember 2019