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Berner Oberland: Während des Corona-Stillstands sind die Kirchen aktiv

Alle kirchlichen Feiern sind abgesagt. Jetzt bieten die Kirchen neben Seelsorge am Telefon auch Nachbarschaftshilfe an.

Stopp für kirchliche Feiern. Die Landeskirchen und die Freikirchen sind von den Massnahmen rund um die Corona-Pandemie stark betroffen. Insbesondere die Menschen, denen kirchliche Feiern wichtig sind. In der Stadt Thun, der Region und im Berner Oberland sind alle geplanten öffentlichen Gottesdienste und Eucharistiefeiern abgesagt. Konfirmationen, Erstkommunionfeiern, Trauungen und Taufen müssen verschoben werden. Die traditionellen Feiern zu Palmsonntag, Karfreitag und Ostern finden nicht statt.

Neue Angebote

Diese Massnahmen haben unsere Pfarrerinnen und Pfarrer dazu veranlasst, neue Wege zu suchen. Je nach den Möglichkeiten der jeweiligen Kirchgemeinden wurden für die Kirchenmitglieder und alle, die sich dafür interessieren, neue Angebote geschaffen. Dazu gehören unter anderem die Livestream-Gottesdienste der Kirchgemeinde Wattenwil-Forst und der Evangelischen Allianz Thun mit einem Interviewgast zum Thema. Die reformierte Kirchgemeinde Saanen-Gstaad veröffentlicht auf ihrer Homepage jeweils eine Audio-Aufnahme des Gottesdienstes aus der Kirche Saanen, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten wird. Weitere Gottesdienste, Berichte über kirchliche Themen oder Konzerte sind immer am Dienstag zwischen 20 und 21 Uhr auf Radio Kibeo oder jederzeit auf dem Webradio der Reformierten Gesamtkirchgemeinde Thun unter www.kirchenradio.ch zu hören.

Nicht allein lassen

Die reformierte Kirchgemeinde Thun-Stadt hat gerade an alle 2300 Mitglieder, die über 65 Jahre alt sind, eine Postkarte mit Antwort-Coupon versandt. Darauf können sie der Kirche mitteilen, welche Hilfe sie wo und wann benötigen. Dazu Margrit Schwander, Pfarrerin der Stadtkirche: «Wir wollen für die Menschen da sein, wenn sie uns brauchen.» Seelsorge und Beistand per Telefon, E-Mail oder SMS sind in Thun und in allen Kirchgemeinden der Region sowie im Berner Oberland jederzeit möglich. Die reformierte Kirchgemeinde Spiez hat eigens dafür unter der Nummer 0800 937 286 eine Telefonseelsorge aufgebaut. Einige Kirchgemeinden bieten neben der Seelsorge weitere Kontaktmöglichkeiten an. Schwarzenegg lanciert den «Chiuche Tschätt», einen Ort der schriftlichen Begegnung. In Amsoldingen ist das Pfarramt die Drehscheibe für Nachbarschaftshilfe. Das Pfarrteam der Kirchgemeinde Thierachern wird, so Pfarrerin Nicole Schultz aus Uetendorf, in Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde systematisch ältere Menschen per Telefon kontaktieren, ihnen zuhören, Mut zusprechen und, wo notwendig, konkrete Hilfe organisieren.

Stille Gebete

Die römisch-katholischen Kirchen St. Martin und St. Marien in Thun öffnen tagsüber ihre Kirchen zum persönlichen Gebet. Bis zum Palmsonntag lädt in den Räumen beider Kirchen ein Versöhnungsweg dazu ein, über sich, die Beziehung zu den Mitmenschen und zu Gott nachzudenken. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sind telefonisch erreichbar, und die Pfarreisekretariate stehen für Fragen zur Verfügung. In verschiedenen Kirchgemeinden konnte bereits eine Welle der Solidarität festgestellt werden. So auch im Kreis des Evangelischen Gemeinschaftswerkes Uetendorf, dessen Mitglieder aus zwölf Gemeinden aus der Region stammen. Dazu deren Pfarrer Matthias Zwygart: «Nach meinem Nachfragen sind unsere Senioren rundum versorgt. Die Solidarität zwischen den Generationen ist eindrücklich.» Zur Solidarität im Gebet rufen auch die Landeskirchen mit der Aktion Kerzenlicht am Donnerstag. Die Kirchgemeinden Meringen und Thun-Strättligen rufen zum stillen Gebet während dem Glockengeläute.

Alle Informationen über neue Angebote oder zu der Erreichbarkeit von Pfarrpersonen und Mitarbeitenden sind auf den Websites der einzelnen Kirchgemeinden zu finden.

Quelle: Thuner Tagblatt, 28.03.2020, Debora Stulz